Im Sommer dieses Jahres machte ich eine Reise in ein für uns doch sehr exotisch wirkendes Land und wollte euch meine Erfahrungen nicht vorenthalten.
In China habe ich
Nashaat kennengelernt. Wir sind bis heute trotz der Distanz sehr gute Freunde geblieben und so lud er mich auch zu seiner Hochzeit in seiner Heimat
Libanon ein. Ich war besorgt, dass das Datum auf meine Prüfungen fallen würde, aber ich hatte Glück - wenn auch nur haarscharf, es fiel nämlich auf das Wochenende vor meiner ersten Prüfung (die am Montag stattfand arrr). Aber so eine Chance bekommt man nur einmal im Leben und darum hab ich kurzerhand den Flieger gebucht.
Die Reise war die Chaotischste, die ich je hatte und ich musste sie auch noch (fast - danke Skype und Schatz ♥) alleine durchstehen. Aber wie ihr seht, lebe ich noch.
Auf der Hinreise habe ich erstmal den
falschen Transitflug erwischt. Bin zwar dann in Beirut gelandet, aber mein Gepäck nicht. Aber keine Sorge, wir konnten es am 2. Tag abholen und das Kleid für die Feier war auch gerettet.
Die
vier Tage in Libanon habe ich dann grösstenteils mit Nashaat, Nashaats Familie, seiner Verlobten und jetzigen Frau Deema und Mohammad (auch ein guter Freund aus China und extra aus Jordanien mit dem Taxi angereist) verbracht.
Libanon ist fast viermal so klein wie die Schweiz, hat halb so viele Einwohner wie hier und wunderschöne Bergketten mit Zedern, welche auch auf der libanesischen Flagge abgebildet sind. Der Anteil an Christen ist ziemlich hoch (laut Wikpeida ca. 30%) und auch sonst ist das Land relativ westlich geprägt und man könnte es fast "
Schweiz des Orients" nennen. (Fand ich persönlich so und steht lustigerweise auch auf Wiki genauso).
Von der Hauptstadt Beirut habe ich nicht viel gesehen, da Nashaats und Deemas Familien in der
Bergregion haust. Ihre Familien sind muslimisch, die Jungen sind aber durchwegs sehr liberal eingestellt, während die Alten einfach eine religiöse Lebenweise pflegen.
Zedern, wohin das Auge reichtDie Crew!Vier Leute, die sich in China kennengelernt haben (sieht man doch??)
So bekam ich noch einen kurzen Crashkurs wie ich den Älteren Respekt zeugen musste (Frauen durfte man die Hand geben, Männer durfte ich auf keinen Fall berühren, sondern musste sie mit der Hand auf dem Herz begrüssen). Ein paar
Brocken Arabisch noch und ich konnte schon richtig tolle Unterhaltungen führen. :D Ein Glück konnten die meisten sehr gut Englisch - und waren auch erst noch herzlich und offen! Ich bin wirklich
begeistert von den Menschen, die ich dort getroffen war.
Und ich musste keinen einzigen Dollar ausgegeben, so sehr wurde ich umsorgt. TwT
Als ich da war, gab es noch kurz Knatsch mit Israel, weswegen mein Vater mich panisch versucht hat anzurufen. Aber da die Leute um mich das sehr gelassen nahmen, machte ich mir keine weiteren Gedanken. Es muss wohl Alltag für sie sein...
immerhin befand sich das Land vor 20 Jahren noch im Krieg.
Links Kriegsüberreste, rechts eine Villa...Eine Häuser wurde und werden wohl auch nicht aufgebaut. Ein krasser Unterschied sind die prächtigen Villen, die an den Hängen stehen. Ist mir aufgefallen, als wir dann mit dem Auto rumgekurvt sind.
Wir waren praktisch nur mit Auto unterwegs, alles andere ist etwas komplizierter. Da hatte ich auch einige lustige Erlebnisse. Wir hatten uns einmal
zu neunt in einen kleinen PKW gequetscht. Und Nizaar, Nashaat älterer Bruder, hat mich sogar Lenken lassen (ich, die keinen Führerschein besitzt und sonst auch keine Ahnung hat haha). Sowas würd ich in der Schweiz nie erleben (hier setzt man sich auf die Achterbahn oder so).
Ansonsten waren wir noch einmal am
Meer, an einem "christlichen" Strand, weswegen ich auch problemlos mit Bikini rumlaufen konnte.
Ferienstimmung...! (sorry, kein Bikinifoto)
Zwischendurch gab es noch eine pre-Hochzeitsparty, bevor ich kam, wurde bereits standesamtlich geheiratet und am Samstag stand endlich die Hochzeit vor der Tür. Und mann, war das ein Erlebnis! Um 9 wurde ich zum Friseur geschickt, der tapfer mit meinen Haaren gekämpft und mir sogar ein paar Locken gezaubert hatte. Dann lief die Prozedur wie folgt ab:
Erst fuhr der gesamte Bekanntenkreis des Bräutigams (inkl. mir also) zur Braut. Dort wird gefeiert und eine Zeremonie durchgeführt (viel arabisch, Ming nix verstanden). Dann fahren ALLE zu einem Ort in der Nähe des Hauses des Bräutigams. Dort wird nochmal gefeiert und das Brautpaar steht für Fotos bereit.
Abends wurde im engen Kreis weitergefeiert.
Und mit Feiern meine ich viel, SEHR VIEL Tanzen. Und zwar Dabke - den libanesischen Volkstanz, den ich abgöttisch liebe, weil er so viel Spass macht. Ist eigentlich eine Art Ringelreihen mit Steppen und wird von Jung bis Alt getanzt. Momentan schaffe ich es nicht mehr, mir die Lieder in Erinnerung zu rufen, muss unbedingt mal Nashaat danach fragen.
Die Hochzeit hat wenig religiös gewirkt. Sie war wohl weder christlich noch isamisch sondern einfach libanesisch.
Ansonsten hier noch ein paar bildliche Eindrücke (inkl. Video!)
Man fährt ja nicht mir irgendwelchen Auto
Einmal mit Nasseer, Deemas Bruder und einmal mit Yasmine, Nashaats Cousine, zwei superliebe Menschen (mit super Englisch)
Sari, Nashaats jüngerer Bruder, mit Brautstrauss - den ich übrigens nicht gefangen habe. Und das Strumpfband für die Männer hat Sari hier gefangen. :D
Die fünf Brüder...und das zugehörige Video:
Das wunderschöne Brautpaar, welches sich nicht vom Stress aus der Ruhe bringen liess.
Ich musste noch in derselben Nacht um 2 fliegen. Auch auf der Rückreise blieb mir nichts erspart. Mein erster Flug hatte eine Stunde Verspätung und der Anschlussflug hatte keine Lust zu warten. So durfte ich gleich nochmal ein Zugticket von Frankfurt nach Basel bezahlen =u=. Aber gelohnt hat sich das alle mal. Es waren vier sehr intensive Tage - entsprechend auch die Länge dieses Posts (und das ist die Kurzfassung!).
Das Paar ist für die nächsten zwei Jahre nun in China und ich hoffe, dass ich sie bald mal besuchen kann.
Und hoffentlich kann ich auch in Zukunft von solchen Reisen berichten.
FROHE WEIHNACHTEN! ♥